Neppstar - die Sammlung für freie Musik, freie Kunst und freie Kultur Neppstar - Freie Musik Downloads Neppstar - Freie Bilder Neppstar - Freie Cartoons Neppstar - Freie Literatur Neppstar - Freie Videos Neppstar - Freie Musik für freie Menschen! Neppstar - Biobeton - Freie Kultur für freie Menschen! Freie Kultur und freie Kunst - Extras Häufig gestellte Fragen zur freien Musik, freien Kunst und freien Kultur - FAQs Nutzungsbedingungen LFFI v1.0 - Lizenz für freie Inhalte, GPL-SFA Kontakt Freie Musik, freie Kunst und freie Kultur - Links tastatur
Logo von Neppstar, Webstar und Biobeton

NEPPSTAR

Ziegel
 

Freie Literatur - Kein Problem



Die folgende Geschichte: "Kein Problem" kann durch jeder/mann/frau gemäß den Bestimmungen der
Lizenz für Freie Inhalte (LFFI v1.0 im Sinne von Webstar) genutzt werden!


Freie Kunst - Freie Literaturliste Freie Kunst - Freie Literatur

Triptip durch die Mani



Kein Problem

(c)2006 Peter Stocker, LFFI v1.0 im Sinne von www.neppstar.net
(Das Entfernen dieses Eintrags ist nicht gestattet! Bei Veränderung der Werke dürfen jedoch die neuen LizenzgeberInnen hinzugefügt werden.)

"Kein Problem" wurde wurde 2006 unter die freie Lizenz gestellt, und in der freien Kunstsammlung Webstar zum ersten Mal veröffentlicht. Die geltende Interpretation der freien Lizenz kann ebendort heruntergeladen werden.


Franz lebt schon seit über zwanzig Jahren in der Mani, eine steinige und karge Region im Süden des Peloponnes. Man muß schon sehr Lust haben und auch recht mutig sein, um dort freiwillig leben zu wollen. Franz hat nicht nur Lust, er hat sich dort auf einem Berg - in einem leeren Dorf - eine Ruine gekauft, zu der keine Straße führt und er jeden Stein, der kein grauer Mani-Naturstein war (davon gab es nämlich mehr als genug), zu der man also jeden Sack Zement und noch schlimmer, jeden Tropfen Wasser, zu Fuß anschleppen mußte. Aber Franz, ein ruhiger und sehr bedächtiger Mensch, nahm all die Mühen auf sich und hat dort im laufe der Jahre mit viel Fleiß ein recht nettes Häuschen gebaut.

Zuerst hat er natürlich die große Zisterne repariert und abgedichtet und im laufe der Jahre noch einige andere in der Nachbarschaft. Denn ohne Wasser geht gar nichts. Gut, das ist auch nur Brauchwasser, denn frisches Trinkwasser muß er nach wie vor herbeikarren. Jedes Stück Brot, jeden Nagel, das Holz fürs Dach, Sand zum verputzen und jede Flasche Bier ... davon trinkt er gerne und reichlich ...

Strom, zumindestens 12 Volt, hat er sich über einen Sonnenkollektor in eine Batterie geladen und so abends mindestens auch Beleuchtung, und ab und zu mal Fernsehen, aber vor allem Musik. Davon hört er, wie beim Bier, reichlich und gerne, besonders zum Bier. Auch eine Methode mit seiner Einsamkeit fertig zu werden, denn Leute kamen aufgrund der fast unmöglichen Anfahrtmöglichkeit kaum in seine Ecke, und so stelle ich mir vor, daß er sehr oft sehr einsam ist, da oben auf seinem Berg.

Der einzige Lichtblick für ihn war der Freitag, Freitags ist Markt in Gythion. Alles was Beine hat kommt in die Stadt. Aus den Dörfern der näheren und weiteren Umgebung kommen die Bauern mit ihren Frauen und oft auch mit den Kindern zum Einkaufen herbei. Ein Tag an dem sonst nicht sehr viel getan wird, denn: "wir müssen zum Markt!"
Lebende Hühner, frische Eier, Obst , Gemüse, Pflanzen und Setzlinge, Schuhe, Klamotten auf Wühltischen, frischen Honig und Käse konnte man hier meist recht günstig direkt vom Erzeuger erstehen. Alle Geschäfte in der Stadt hatten Hochbetrieb, Beim Eisenwarenhändler stand man Schlange um sich ein paar Nägel zu kaufen, im Supermarkt war Hochbetrieb, die Leute deckten sich halt für eine Woche mit Lebens- und Gebrauchsmitteln ein und da war was los. Und was natürlich auch wichtig war: man traf sich Freitags. Klar, alles war unterwegs, und ohnehin im Dorf.
"Also bis Freitag" war die gebräuchliche Verabschiedung. Und da traf man sich dann auch, nach dem geschäftigen umtreiben bei Tasso, Marino, Isabella oder Barba Sratis, meistens aber bei allen Vieren, was dann natürlich bei jedem Spuren hinterließ. "Mann" trankt ja keine Limonade, und "Frau" auch nicht.
Vom Ouzo, einem Anis-Schnaps, waren alle schon recht früh wieder weg gekommen, dazu muß man wohl doch eher Grieche sein, sodaß - von ein paar Tzipuro mal abgesehen - Bier nach wie vor der meisten Lieblingsgetränk blieb. Und da zum Wochenende kaum einer arbeiten mußte, gab Mann und Frau sich Freitags oft richtig die Kanne. Es fing meistens bei Marino an, da traf man sich das erste Mal, noch bevor man auf den Markt ging, auf nur Kaffee oder Cola, aber manche, so auch Franz, der ja schon eine längere Fahrt hinter sich hatte, hatte schon richtig Durst und da man von Wasser oder ähnlichem nur Flöhe im Bauch kriegt, hatte er meistens schon zwei oder auch schon mal drei Biere intus, bis er das erste Gemüse am Markt überhaupt zu Gesicht bekam. Nächste Station war Tasso - da hat es erst mal was zu Essen gegeben. In heißem Öl gebackene, ausgezogene Hefefladen, "Pittes" mit Käse, oder auf Holzkohle gegrillte Fleischspeise, " Suflaki's" und dazu natürlich jede Menge Bier, da jetzt alles besorgt war und eigentlich das Wochenende angefangen hatte, spielte Zeit keine Rolle mehr.

Tasso's Pitteria liegt in einer schattigen Seitenstraße, war aber bis ca. 14 Uhr in die Sonne gewandert und so wanderten alle langsam zu Isabella die in der nächsten schattigen Seitenstraße lag, denn das Bier könnte in der Sonne ja warm werden, etwas, was aber recht selten passierte, da es zuvor sicher im gut lichtgeschützten Magen verschwand. Wer will schon warmes Bier, also weg mit der Brühe! Bei Isabella gab es dann auch schon nichts mehr zu Essen, da beschränkte sich die Karte nur noch auf Bier. Davon mußte jeder schnell so viel wie möglich reinschütten, bevor die Sonne um die Ecke kam, denn sie kam auch hier langsam hin, so, daß sich alle wieder in Bewegung setzten um langsam zu Barba Stratis zu kommen, der sein Lokal in der alten Busstation hatte, welche an der Hafen-Platia lag und dann - bis zum Einbruch der Nacht - nur noch im Schatten lag und so auch nur kaltes Bier hervorzauberte. Da lies sich dann gemütlich einiges trinken, denn es stand keine weitere Wanderung mehr bevor und die Temperatur stimmte auch. Von hier aus wurde die Parea dann auch immer dünner - langsam ging man, meist schwer beladen mit Obst, Gemüse, Supermarkt und einer neuen Hacke oder Schrauben, und jeder Menge Bier nach Hause, um sich auszuruhen und vor allem auszuschlafen.

An eben solch einem Freitag, Franz hatte alles und es sich selbst schon besorgt, und sich so beladen, mit seinem, auf gutem Vertrauen basierenden, altersschwachen aus Liebe und vor allem Improvisation zusammengehaltenen Kleinbus auf den Nachhauseweg gemacht, als er vor Areopolis an den ersten kurvenreichen Steigungen ein sonderbares Rucken und Zucken am Lenkrad seines Busses spürte, es aber anfänglich auf Amstel schob und so, doch etwas aufmerksamer, aber doch heimwärts strebte.

Am Ende des ersten langen geraden Steigungsstückes gab es allerdings eine einzige Linkskurve, die Franzens Gefährt ignorierte und sie kerzengerade von der Straße in den Acker beförderte. Franz konnte geistesgegenwärtig doch noch so rechtzeitig auf die Bremse treten, um schlimmeres zu verhindern und war so nur auf den doch steinigen Seitenstreifen gerutscht und nicht über die Böschung weg, was dann doch nicht mehr so angenehm gewesen wäre.

Nachdem Franz sich vom tadellosen Äußeren seines Fahrzeuges überzeugt hatte, wollte er jetzt doch wissen warum ihm sein Esel den Dienst verweigerte und ihn so häßlich verlud. Er öffnete alle Klappen und Luken um das Innenleben, und da die Lenkung im besonderen, in Augenschein zu nehmen, und tatsächlich fand er den Schaden auch recht schnell. Die Lenkung hatte sich im laufe der Jahre und der anspruchsvollen Nutzung und unter Einwirkung von Korrosion langsam aus ihren angestammten Haltungen befreit und sich zum Nachteil ihres Halters und ohne die geringsten Ortskenntnisse selbständig gemacht und war so eben dort gelandet wo sie sich jetzt befanden. Schnell erkannte Franz, daß er hier, jetzt, heute, mit bordeigenen Mitteln nichts machen konnte und entschloß sich, erst mal alles auf morgen zu verschieben. Er machte es sich für die Nacht, in seinem Bus, zwischen Gemüsebergen, frischem Hundefutter, Bierkästen und Mengen von Wasserflaschen erst einmal bequem und fiel auch schnell und unbeschwert in einen tiefen fast traumlosen Schlaf.

Am nächsten Morgen war der Katzenjammer dann natürlich groß. Der Schädel brummte, weil ein wild gewordener Kater aus selbem raus wollte, wo sind wir überhaupt und warum im Graben? So breit war er gestern doch gar nicht, ach ja, da war was mit der Lenkung und überhaupt alles scheiße ...

Nach einem Apfel und genügend Rekonvaleszenz Zeit beschaute er sich den Schaden jetzt doch genauer und überlegte sich was und wie er jetzt was auf die Reihe kriegen konnte. Wie gestern abend richtig festgestellt war im Moment nichts zu machen, und so machte er sich, nachdem er das Wichtigste an festem und flüssigem in handliche Tüten verpackt hatte, per Autostop auf den Heimweg, was ihn mit dem nächsten Bekannten aus dem Nachbardorf auch gelang.

Zu Hause angekommen, hatte er nur noch Augen für Ersatzteile, die aus anderen, gleichen oder ähnlich alten Autos, gesammelt vor ihm lagen. Da er aus langer liebevoller Erfahrung genau wußte was er brauchte, hatte er schnell alles beinander und zu einem Bündel geschürt. Nach längerem hin und her schaffte er es auch noch kurz vor Mittag wieder zu seinem maladen Auto zurück und fing auch umgehend mit den nötigen Zerlegearbeiten an.

Gerade hatte er die erste Achsenaufhängung ausgehängt und sich am folgenden Gestänge zu schaffen gemacht, als ein älterer Mann, der in einem einsamen Haus - dem einzigen in der Gegend - wohnte, zu ihm herüberkam und meinte, daß doch jetzt Mittag sei, und er doch bitte kommen möchte, seine Frau hätte den Tisch schon gedeckt und würde gerade auftragen und dann werde alles kalt was doch schade wäre. Franz wußte gar nicht wie ihm geschah, und in welchem Film er sich gerade befand. An die hiesige Gastfreundschaft aber doch gewohnt, und eine Ablehnung käme einer kleinen Kriegserklärung gleich, nahm er mit echten Freuden die Einladung an und saß bald mit dem Gastgeber und seiner lieben Frau am Tisch und ließ sich die dargebotenen einfachen aber Köstlichkeiten von Herzen schmecken. Nach einigen Glas Bier und dem von Franz spendierten immer paraten Ziporo konnte er sich mit frischer Kraft und guten Mutes wieder an die Arbeit machen.

Aber leider war heute nur noch ein Teil der Arbeit zu bewältigen. Er arbeitete bis zum letzten Licht und verkroch sich dann wieder in sein Auto um noch eine Nacht hier zu verbringen. Gewohnt an solche Operationen schlief er auch diese Nacht wieder gut durch, um sich am nächsten Tag weiter an seiner Lenkung schaffen zu machen. Es sollte ihn aber auch heute noch einige Stunden und Schweißtropfen kosten, bis er die wichtigen Teile aus, um und wieder eingebaut hatte.
Auch heute wurde es wieder Mittag. Und auch heute kann der Mann wieder rüber und hatte aber ein großes Tablett mit geröstetem Brot, Oliven, hausgemachten Lukaniko und frischem kaltem Fleisch, ein Bier mit Glas und einen kalten Kaffe darauf, dabei. Er entschuldigte sich zutiefst, ihn heute nicht zum Mittagstisch laden zu können, da sie jetzt weg führen und erst am frühen Abend wieder zurückkämen, ihn aber nicht komplett ohne Verpflegung lassen wollten und er möge doch nachher das Tablett bitte wieder auf den Tisch der Veranda stellen. Das sei doch kein Problem. Sagte es, wünschte Franz noch Erfolg und gutes Gelingen und verschwand. Franz, an manches gewohnt, hatte so was aber auch noch nicht erlebt.
Er bedankte sich von Herzen, winkte den Abfahrenden noch zu und ließ es sich schmecken. Bald hatte er dann seinen Schaden behoben, das Tablett freudig schmunzelnd auf den Tisch des Hauses gestellt und nachdem alles verpackt war wieder auf den Heimweg gemacht.

Franz und der Kleinbus kamen noch oft an dem Haus vorbei und er erinnerte sich immer mit großer Freunde an das Erlebte.




Neppstar - Freie Musik für freie Menschen! Webstar - Freie Kunstsammlung Neppstar - Biobeton - Freie Kultur für freie Menschen! Freie Kunst - Freie Literaturliste Freie Kunst - Downloadliste